Für viele Experten stand schon vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 fest: Joachim Löw wird als Bundestrainer nach der WM in Brasilien zurücktreten. Entweder deswegen, weil die deutsche Mannschaft einmal mehr ohne Titel blieb. Oder aber eben auf dem Gipfel des größten Triumphes, dem vierten Stern auf dem Trikot, als Weltmeister. Einen Mittelweg gab es für diese Spekulanten nicht. Tatsächlich rochen die ersten Interviews mit Löw unmittelbar nach dem Sieg bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 nach Abschied. Aber der Bundestrainer hat wie so oft in seiner Karriere dann doch wieder alle überrascht. Dieses Mal mit einer Personalentscheidung in eigener Sache. Bundestrainer Joachim Löw macht weiter. Die nächste Mission lautet nun: Europameister 2016.
Rücktritt war für Jogi Löw nie ein Thema
„Ja“, lautete das erste offizielle Statement Löws nach dem WM-Titel, „im Moment kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten, sie zur Europameisterschaft nach Frankreich zu führen, das Team, die einzelnen Spieler weiter zu entwickeln.“ Er wolle also seinen Vertrag, der symbolisch noch vor der WM verlängert worden war, auch erfüllen. Joachim Löw sei so motiviert wie am ersten Tag. „Wir haben in Brasilien einen gigantischen Erfolg gefeiert, es gibt aber noch weitere Ziele, die wir erreichen wollen“, so der Bundestrainer weiter. „Die WM 2014 war für alle ein Höhepunkt, sie war aber noch kein Abschluss“, meinte er im Gespräch mit der offiziellen Webseite des DFB. Und für alle zweifler stellte er abschließend noch fest: An einen Rücktritt habe er „keine Sekunde gedacht. Ich habe meinen Vertrag mit dem DFB nicht bis zum Jahr 2016 verlängert, um ihn vorzeitig zu beenden.“
Bundestrainer muss ohne Lahm und Klose planen
Alles also wieder auf Anfang. Nach der WM ist vor der Euro. Mit Joachim Löw. Aber ohne – das ist mittlerweile klar – Kapitän Philipp Lahm. Und auch Miroslav Klose hat sich aus der Nationalelf verabschiedet. Die Spieler, die dieses Duo beerben könnten, werden Löw deswegen nicht ausgehen. Er wird auch dieses Mal eine starke Gruppe formieren. Vermutlich erneut mit der einen oder anderen Personalentscheidung. Man erinnere sich nur einmal an die Diskussionen über Stefan Kießling. Doch am Ende – das mussten auch Löws größte Kritiker zugeben – hat der Bundestrainer eben den perfekten Kader gefunden. Dass der WM-Titel auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich auch eine Gefahr bedeuten kann, weil Löw: „Natürlich war allen bewusst, dass die Entwicklungen in der Folge einer Weltmeisterschaft eine Eigendynamik bekommen können. Ich habe einfach ein paar Tage gebraucht, um alles sacken zu lassen, um die Emotionen in den Griff zu bekommen, um den Blick wieder klar nach vorn zu richten.“
Löws Assistent: Nachfolger von Hansi Flick wird noch gesucht
Das hat Löw getan, der sich zunächst beim scheidenden Philipp Lahm bedankte und dessen Entschluss akzeptiere und respektiere: „Philipp hat zehn Jahre lang für diesen Erfolg gearbeitet, wir können uns bei ihm nur bedanken.“ Bevor er sich auf die Suche nach Lahms Nachfolger macht, muss er zunächst einen neuen Assistenten suchen. Mit Joachim Löw geht es nämlich zwar weiter, nicht aber mit Hansi Flick als Co-Trainer. Zwei andere Personalien sind sicher: Teammanager bleibt Oliver Bierhoff. Torwarttrainer Andreas Köpke. Den Urlaub wollten alle Beteiligten nutzen, um in Sachen Assistenztrainer eine Entscheidung reifen zu lassen. Die Gerüchte verdichten sich, dass die Wahl auf Marcus Sorg fallen könnte. Der war zuletzt Coach der deutschen U-19-Junioren. Seine Empfehlung: Er hat die Europameisterschaft schon gewonnen, gerade eben erst mit dem DFB-Nachwuchs. Ob Sorg deswegen nicht doch eine Nummer zu groß sein könnte, bleibt offen. Frank Wormuth, der Trainer der U20, hat abgesagt. Auch Thomas Tuchel mauerte und schloss solch einen Posten aus. Mal schauen, wen Joachim Löw und der DFB aus dem Hut zaubern.