Europameister Ruud Gullit: „Ausscheiden wäre peinlich!“

Die Sehnsucht bei unseren Nachbarn ist groß. Einen großen Titel hat die Fußball-Nationalmannschaft der Niederlande schließlich erst ein einziges Mal gewonnen. Bei nahezu jeder EM oder WM wird Oranje zu den Topfavoriten gezählt. Eine Rolle, die die Elftal selten gerecht wird. Dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen: In der EM-Qualifikation überzeugte Holland ganz und gar nicht. Sogar ein vorzeitiges Scheitern droht. Jetzt meldet sich einer zu Wort, der mit den Niederlanden diesen einen Titel holte: Ruud Gullit.

Netherlands' Arjen Robben (C) drives the ball past Mexico's players Mexico's Andres Guardado (L) and Mexico's Adrian Aldrete during the friendly football match betwenn the Netherlands and Mexico in Amsterdam, on November 12, 2014. AFP PHOTO / EMMANUEL DUNAND
Arjen Robben: Für Europameister Ruud Gullit ist der Spieler von Bayern München in der EM-Qualifikation der Schlüssel zum Erfolg. Foto: AFP

Amsterdam. Schauplatz EM 1988 in Deutschland: Die große Genugtuung hatten Hollands Fußballer schon geschafft, im Halbfinale die DFB-Elf mit 2:1 ausgeschaltet. Im Endspiel gegen die damalige UdSSR war eine gut halbe Stunde verstrichen, als Ruud Gullit mit seinem Kopfball Torwart Rinat Dassajew bezwang. Marco van Basten machte später mit einem Jahrhunderttreffer, volley aus spitzestem Winkel, mit dem 2:0 den Deckel drauf. Die Niederlande waren Europameister. Einer der Helden und Torschützen von damals, Ruud Gullit, sorgt sich allerdings um die aktuelle Verfassung der niederländischen Elftal.

Ruud Gullit: „Müssen die Kurve kriegen!“

Was Gullit vor allem bemängelt, ist eigentlich ein altes Problem: Das Team denke immer nur zu offensiv. „Wir vergessen stattdessen manchmal das Verteidigen“, so der einstige Weltklasse-Kicker vom AC Mailand. Er hoffe sehr, dass die Mannschaft noch die Kurve kriege, denn: „Wenn wir in der Qualifikation ausscheiden würde, wäre das wirklich peinlich. Vor allem, weil diesmal sogar Drittplatzierte qualifiziert sind.“ Der neue Modus macht es möglich: Erstmals nehmen an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich nämlich 24 Teams teil. Die ersten beiden Mannschaften aus allen neun Gruppen qualifizieren sich demnach direkt, ebenso der beste Gruppendritte. Die restlichen acht Gruppendritten bestreiten noch Play-off-Partien.

Schon fünf Punkte Rückstand in der EM-Qualifikation

Ruud Gullit bescheinigt der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft „keine einfach Phase“. Sie müsse eine bessere Balance zwischen Abwehr und Angriff finden. Das gelang zuletzt kaum. Am fünften Spieltag in der EM-Qualifikation schlitterten die Holländer im Heimspiel gegen die Türkei haarscharf an einer weiteren Niederlage vorbei, retteten mit Ach und Krach noch ein 1:1-Unentschieden. Sieben Punkte hat Oranje erst gesammelt in der Gruppe A, ist Dritter. Tschechien kommt als Spitzenreiter schon auf 13 Zähler, Island liegt mit zwölf Punkten auf Platz zwei, der für die Niederlande aktuell also weit entfernt liegt. Die direkte Quali ist also mehr als in Gefahr.

Ein fitter Arjen Robben ist für Holland das Wichtigste

Schon bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien seien mit dem Einzug bis ins Halbfinale nach Ruud Gullits Ansicht viele Dinge kaschiert worden. „Robin van Persie und Arjen Robben haben durch ihre individuelle Klasse vieles überlagert“, glaubt Gullit. Aber der einstiege Klassespieler nennt Bayern-Kicker Robben auch als größten Hoffnungsträger für den Rest der EM-Qualifikation: „Arjen war zuletzt auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit. Das lag auch daran, dass er lange Zeit nicht verletzt war.“ Und dies, so Gullit, wäre für die nähere Zukunft das Wichtigste.